27.10.2011
Immer mehr Rentner in Altersarmut

Ende vergangenen Jahres erhielten fast 800.000 Menschen ab 18 Jahren in Deutschland Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung, 4,3 Prozent mehr als noch 2009. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, bezogen je 1.000 Einwohner 11,6 Personen Grundsicherung. Je 1.000 Personen im Alter ab 65 Jahren waren es bereits 24,5. Nach weiteren Angaben von Destatis stiegen 2010 die Sozialhilfeleistungen um 3,9 Prozent auf 21,7 Milliarden Euro. Besonders armutsgefährdet sind Menschen mit Migrationshintergrund. Ihr Risiko liegt mehr als doppelt so hoch wie das der Bevölkerung ohne einen solchen Hintergrund.
Am Jahresende 2010 waren laut Destatis deutschlandweit zwölf von 1.000 volljährigen Einwohnern auf Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung angewiesen. Am häufigsten bezogen die Menschen in den Stadtstaaten Bremen (21 je 1.000 Einwohner), Berlin und Hamburg (jeweils 20) diese Sozialleistungen.
Entsprechend lagen auch die Pro-Kopf-Ausgaben der Sozialhilfeleistungen in den drei Stadtstaaten am höchsten. In Bremen erreichten sie 441 Euro, in Hamburg 414 Euro und in Berlin 406 Euro. Für das Bundesgebiet ermittelte Destatis eine rechnerische Ausgabe von 266 Euro je Bürger.
Vor allem Frauen sind im Alter auf Grundsicherung angewiesen
Insbesondere Frauen verfügen im Rentenalter über keine ausreichenden Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung und aus einer privaten Zusatzversorgung. Von jeweils 1.000 Einwohnern ab 65 Jahren waren in Deutschland 28 Frauen auf entsprechende Grundsicherungs-Leistungen angewiesen. Bei den Männern waren es nur 20.
Besonders betroffen waren die Frauen im früheren Bundesgebiet (ohne Berlin). Dort erhielten 30 von 1.000 Frauen ab 65 Jahren Grundsicherung im Alter. In den neuen Bundesländern (einschließlich Berlin) bezogen lediglich 19 von 1.000 Frauen im Rentenalter entsprechende Leistungen.
Von den insgesamt 796.646 (2005: 630.295) Beziehern von Grundsicherung bekamen 412.081 Grundsicherung im Alter. 384.565 Personen wurden als dauerhaft voll erwerbsgemindert eingestuft.
Für Grundsicherung wurden rund 4,1 Milliarden Euro ausgegeben
Nach den Angaben von Destatis entfielen 2010 von den gut 21,7 Milliarden Euro an Sozialhilfe auf die Grundsicherung 4,1 Milliarden Euro. Mit 57 Prozent oder 12,5 Milliarden Euro wurde die Masse der Sozialhilfe für Eingliederungshilfen behinderter Menschen ausgegeben. Knapp drei Milliarden Euro waren Hilfen zur Pflege.
Rein rechnerisch wurden je Einwohner im vergangenen Jahr 266 Euro an Sozialhilfe geleistet. Baden-Württemberg hatte in den alten Bundesländern die geringsten Kosten je Einwohner mit 194 Euro. Der insgesamt geringste Wert wurde für Sachsen mit 139 Euro je Kopf ermittelt.
Hohes Armutsrisiko bei Menschen mit Migrationshintergrund
Die Menschen mit Migrationshintergrund (Ausländer und Deutsche mit Migrationshintergrund) haben 2010 ein mehr als doppelt so hohes Armutsrisiko gehabt wie die übrige Bevölkerung. Innerhalb dieser Gruppe lag die Armutsgefährdungs-Quote für Ausländer mit 32 Prozent nochmals deutlich höher, als die der Deutschen mit Migrationshintergrund (22 Prozent).
Je länger diese Personengruppen in Deutschland leben, desto relativ armutsfester werden sie. Bei Zuwanderern, die im Jahr 2010 noch keine fünf Jahre in Deutschland gelebt hatten, lag die Armutsgefährdungs-Quote bei 32 Prozent. Bei den rund 1,2 Millionen Migranten, die vor 1971 nach Deutschland eingewandert waren, betrug sie hingegen 18 Prozent.
Gemäß der Definition der Europäischen Union gelten Menschen als armutsgefährdet, wenn sie mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) der Gesamtbevölkerung auskommen müssen.
(Quelle VersicherungJournal 24.10.2011)

Jürgen Zwilling und Ursula Zwilling
- Versicherungsmakler-
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